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MOHME - Pressemappe

"Afrikanische Impressionen"
von Jörg Mohme

Afrikanische Impressionen - was mag dieser Titel nicht alles imaginieren oder vorgaukeln? Südliche Sonne überweiten Sandstränden, Massai-Krieger im Gegenlicht, Stromoasen am oberen Nil, ein Dinka-Dorf im Sudan, der Rauch brennenden Kuhdungs, eine Viehherde in Schwarzafrika, arabische Souks, offene Märkte in Marokko, Tänzerinnen, Märchenerzähler, Schlangenbeschwörer. Vielleicht ein Film- im Vordergrund lagern dunkle Gestalten, in exotische Gewänder gehüllt, sie scheinen viel Zeit zu haben, inmitten des Geschreis exotischer Vögel, von Ferne das dumpfe Tönen einer Buschtrommel - ein Hauch von Abenteuerromantik. ...Ansichten hält diese Ausstellung nicht bereit, es sind vielmehr Einsichten, Annäherungen, meditative Gebärden, Analogien zwischen zwei Welten und Kulturkreisen, Archetypen. Der Schöpfer dieser symbolträchtigen Bilder ist ein junger deutscher Künstler, geboren 1958 in Ettlingen, nicht in Marrakech. Seiner Bitte, diese Ausstellung zu eröffnen, bin ich gerne nachgekommen, verbindet uns doch eine Freundschaft seit langen Jahren, kenne ich doch das künstlerische Streben dieses jungen Autodidakten seit den Anfängen und teilen wir doch auch die Liebe zum afrikanischen Kontinent und zur afrikanischen Kultur. Als Achtzehnjähriger reiste Jörg Mohme erstmalig nach Marokko, bereits ein Jahr später, es war-1977, kam er auf einer sechswöchigen Tour bis ins Gebiet der Spanischen Sahara. Wieder ein Jahr- später, 1978, fand die sogenannte Inizialzündung statt, eine erste wirkliche Konfrontation mit der arabischen Welt auf der PLACE DJEMA EL FNA in Marrakech. Das bewegte orientalische Spektakel hielt ihn tagelang gefangen. Das Land der Gaukler, Akrobaten, Musikanten, Krachmacher, Märchenerzähler, Schlangenbeschwörer, Tänzer, Händler und Handwerker mit der Seele suchend --- hier hatte er es gefunden. Hier sollte er in die erste Lehre gehen. Er lernte die Menschen kennen und schloss erste Freundschaften. Mit Freude berichtete er von einem Familienanschluss in Sale bei Rabat. Seine vierte Reise führte ihn 1979 wieder ins gelobte Land am Fusse des Atlas Gebirges. 1981 arbeitete er in einer Sahara Oase. 1983 mischte er sich unter die Akteure auf der Placke Djema el Fna; als Teekoch verdiente er sich manchen Dirham - aber das war wohl nicht das Wichtigste. Schließlich wollte er sich nützlich machen, wollte einer der Ihren sein und er war begierig nach dem Wissen der Händler, Musiker und Schlangenbeschwörer. Er begann sich zu interessieren für die kunsthandwerklichen Produktionen des Landes. Für- sein späteres künstlerisches Schaffen tat sich eine erste Quelle auf. 1984 bereiste Jörg Mohme den Senegal; von Dakar aus fuhr- er in den Busch, sammelte weitere Erfahrungen und wahr überall gern gesehener Gast und Mitarbeiter bei anfallenden Arbeiten. Bereits 1978 lernte er in Deutschland einen Fetischpriester kennen und begann sich mit Fetisch-Ritualen auseinanderzusetzen1981 folgte er diesem Priester- für kurze Zeit nach Düsseldorf um an einem Percussion-Workshop teilzunehmen. Was die Fetisch-Rituale betraf, so erkannte Jörg Mohme bald die davon ausgehenden negativen Einflüsse und negativen geistigen Strömungen, so dass er sich nach zweiwöchigem Aufenthalt in Düsseldorf entschieden von der Person und den Aktionen des Priesters distanzierte. Wohl aber konzentrierte er- sich seit jener Zeit auf seine eigene Kreativität und das Spielen sogenannter UrInstrumente. Die Musik trat in besonders starkem Masse in sein Leben ein. Das in Afrika Er-und Gehörte verlangte nach Realisation. So begann er sich seine eigene Musik selbst zu machen, fand den immer gesuchten Freiraum, natürlich auch die Freude darin und das Losgelöstsein; mit den verschiedenen Percussionsinstrumenten fand er seine Musik zwischen Spieltrieb, Meditation und zuweilen Extase. Und durch die Musik fand er auch dieses andere Medium, die Malerei. Wieviel Ähnlichkeiten, wieviel Bezüge sind doch da. Wie in seiner Musik, so geht er auch im Bild auf Entdeckungsreise, wandert mit Walze und Stift grosse Flächen des Bildträgers ab, rhythmisch bewegt. Archetypen - ich sagte es bereits treten immer wieder auf. Harmonisierungstendenzen. Oder Brüche, Abbrüche, Rythmuswechsel, der Puls will anders schlagen. Ich erinnere mich an Marrokanische Kunst vor allem an islamische Baukunst, die von der Ornamentik her lebt im wesentlichen eine dekorative Flächenkunst mit abstrakten, geometrischen und vegetabilischen Ornamenten ist. Diese Kunst klingt in den Bildern von Jörg Mohme an. Die Kunst des Islams hat die Arabeske erfunden, da dem Moslem die Darstellung alles Lebendigen verboten war. Ursprünglich war sie ein Blattrankenmotiv mit vielfältiger Wandlungsfähigkeit in immer komplizierteren Schlingungen und Verschlingungen ein Muster ohne wirkliches Ende, ein Muster ohne wirklichen Anfang, mit rythmischen Linienbewegungen ohne wirkliche Standortlokalisierung, mal aussen, mal innen, wie immer auch der Betrachterpunkt beschaffen sein mochte. In den Bildern Jörg Mohmes scheint ein Teil des Geistes dieser Arabesken nachzuschwingen. In jenem Teil Afrikas wo der bildfeindliche Islam die Kunstentwicklung nicht stagnieren liess, finden sich zahlreiche Holzskulpturen und Masken, die mit der Zeit - allgemein negerischen Stilprinzipien folgend - aufs äusserste vom Naturvorbild abstrahiert, in eine streng kubistische beziehungsweise geometrische, schematisierte Formensprache umgewandelt worden sind. Auch mit diesen Werken kam Jörg Mohme bei einer Reise in den Senegal in Berührung, auch sie fanden Eingang in seine Kunst. Und gerade diese schematisierten Masken und Totems unterwirft er der arabesk-nachempfundenen Ornamentik, integriert sie in die endlosen Liniengefüge- In stelenartige und friesartige Gebilde komponiert er Masken ein. Afrikanische Masken? - Manche afrikanischen Völker glauben auch heute noch, dass der- Mensch eine sogenannte Buschseele besitze; zum Beispiel tragen Menschen bei bestimmten Anlässen Nashornvogelmasken, weil sie ihre Buschseele mit diesem Vogel identifizieren - psychische Assoziationen und psychische Identität. Da gibt es Zauberer, die eine Löwenmaske tragen und nicht vorgeben, ein Löwe zu sein, sondern sich tatsächlich für- einen Löwen halten. Hier hat die Maske eine Funktion, die weit entfernt ist von dem uns bekannten europäischen Maskenkult. Besonders in Afrika wird auf die Gestaltung der Masken grosses Können verwendet. Fast bin ich geneigt zu sagen, dass die afrikanische Volkskunst von dem Maskenkult lebt. Und wer auch immer eine Hommage an diese Volkskunst anstimmt, kommt an den Masken nicht vorbei; gleiches gilt- für die Totems. "Masken bergen Geheimnisse und müssen doch klar sein, dürfen weder grässlich noch verzerrt sein." Mit diesem Satz bekundet Jörg Mohme seine eigenen Vorstellungen von Masken. So hat er denn auch seine Maske gefunden. Um sie zu charakterisieren; bedient er sich der Kaurimuschel / Kaurischnecke. Lange Zeit diente diese Kaurischnecke in Mittel- und Ostafrika als Zahlungsmittel ( - ein kleines Bild von Jörg Mohme wäre etwa 2400 Kauris wert und heute noch gilt sie als weibliches Sexualsymbol. Aniela Jaffe, eine Schülerin C.G.Jungs, hat einmal bemerkt, dass die Maske ihren Träger in eine archetypische Figur- verwandle, und: "Auch der zivilisierte Mensch erfährt die Macht- seiner Triebhaftigkeit und seine Unterlegenheit gegenüber- den aus dem Unbewussten hevorbrechenden autonomen Trieben und Affekten. ... - Die Lebendigkeit und Anschaulichkeit des Symbols ermöglicht es dem Menschen, eine Beziehung zu der gefährlichen Macht in ihm selber herzustellen. Im Bild erkennt er, wen oder was er zu fürchten hat und kann versuchen es durch symbolische Handlungen, durch Opfer und Riten, günstig zu stimmen." Das alles schwingt in den Bildern Jörg Mohmes mit und doch sind keine Personen da, welche die Masken tragen. Aber da sind diese stelenartigen Gebilde, diese eigenwilligen maskenüberzogenen Streifen. Oranmental zugleich, sind sie doch auch Symbolträger,die voll von Dingen sind, die lebendig scheinen und tot sind, und voll von solchen, die für- tot gelten und höchst lebendig sind. Hierin baut Jörg Mohme kleine geheimnisvolle Welten auf, in denen er dem Betrachter ein Stückchen seiner "Buschseele" preisgibt. hommagen an die Afrikanische Volkskunst Transpositionen, Reminiszenzen, sie vermengen sich mit seinen, aus dem Unbewussten beim Malakt hervorbrechenden autonomen Trieben. Seine Malerei - eine symbolische Handlung-

Rede von Jürgen Ecker anlässlich einer Ausstellungseröffnung des Künstlers Jörg Mohme.

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